„Corona hat uns die Bedeutung strukturierten Vorgehens gezeigt“

Die HDP GmbH in Alzey ist Premiumsoftwarepartner der SIGUV. Das Unternehmen entwickelt Produkte, die alle zentralen Geschäftsprozesse von Berufsgenossenschaften und Unfallkassen abdecken. Geschäftsführer Frank Pusch erläutert, wie sich HDP frühzeitig auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie eingestellt hat.

Quelle: HDP GmbH
Quelle: HDP GmbH

Wie überraschend hat die Corona-Pandemie und der erste Lockdown HDP getroffen?

Frank Pusch: Die Weltnachrichten Ende 2019 machten die Brisanz der Coronakrise ja sehr deutlich und zeigten auf, dass sich SARS Covid-19 natürlich auch über die Grenzen Chinas hinweg ausbreiten wird. Rückblickend haben wir schon damals die Ernsthaftigkeit dieser Lage sehr früh erkannt und richtig eingeschätzt, haben umgehend konkrete Maßnahmen eingeleitet und waren deshalb auch von Anfang an gut auf die sich anbahnende Krise vorbereitet.

Schon als sich zur Jahreswende 2019/2020 abzeichnete, dass Corona globale Auswirkungen haben wird, haben wir bei HDP einen Pandemiestab etabliert. Darüber hinaus stand das erweiterte Homeoffice-Konzept kurz vor der Veröffentlichung und bekam mit Zuspitzung des Infektionsgeschehens höchste Priorität.

In der Folge unserer eingeleiteten Maßnahmen und vor der Umsetzung des Homeoffice-Konzepts standen mit Beginn des Lockdowns die Übertragungsbandbreiten zur Verfügung, um problemlos faktisch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die dauerhafte und sichere Telearbeit von zuhause aus zu ermöglichen. Dazu hat beigetragen, dass HDP schon seit Jahren konsequent Notebooks als Arbeitsplatzrechner einsetzt.

Welche Geschäftsprozesse und IT-Anwendungen in Ihrem Unternehmen waren von der Pandemie unmittelbar betroffen?

Praktisch ausnahmslos alle HDP-Geschäftsprozesse sind IT-technisch abgebildet. Es galt nun, diejenigen Elemente der täglichen Arbeit auf Corona anzupassen, bei denen der persönliche Austausch, die direkte Kommunikation und das kreative, gemeinsame Entwickeln von Ideen im Zentrum standen. Die technische, kommunikative und datenschutzrechtliche Machbarkeit von Online-Meetings wurde daher von Anfang an von uns in den Fokus genommen.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Zusammenarbeit mit Ihren SIGUV-Partnern ausgewirkt?

Die konstruktive Zusammenarbeit mit unseren SIGUV-Partnern, die Erarbeitung innovativer, tragfähiger und vor allem praxisorientierter Lösungen wurden vor der Pandemie geprägt von Präsenzmeetings, persönlichen Gesprächen und dem direkten, offenen Austausch. Über das vergangene Jahr hinweg wurden mit Online-Meetings und Hybridveranstaltungen zielführende Alternativen geschaffen. Wir freuen uns zudem, dass HDP mit dem Digital Campus eine technische und räumliche Plattform etablieren konnte, die auch zukünftig das Angebot von hybriden bis komplett virtuellen Veranstaltungen ermöglichen wird.

Gibt es seitens Ihrer SIGUV-Partner seit Beginn der Pandemie andere Anforderungen an Ihr Unternehmen als vorher? Wenn ja: Welche?

Die Pandemie stellt steigende Anforderungen an verteiltes Arbeiten und fördert gleichsam die Digitalisierung. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit von Softwarelösungen, die verteilt und ohne physische Präsenz nutzbar und administrierbar sein müssen. Anforderungen also, die bereits durch den Betrieb des SIGUV-Rechenzenrums eine große Bedeutung haben, werden hier nochmals unterstrichen.

Auch die Zusammenarbeit bestehender IT-Lösungen und das Schaffen einer bruchfreien Prozesslandkarte gewinnen an Bedeutung. So rücken beispielsweise auf technischer Ebene HDP-Lösungen rund um das Thema Robotic Process Automation (RPA) ebenso in den Fokus wie Fragen des Machine Learnings (ML) zur punktweisen Entscheidungsunterstützung verteilter Prozesse. 

Wie haben sich die Aufgaben Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Zusammenarbeit untereinander verändert, als der erste Lockdown begann?

Das Motivieren unserer Teams, das Aufrechterhalten und Pflegen persönlicher Online-Kontakte und das explizite Zusammenführen von Kommunikationspartnern waren und sind wichtige Schwerpunkte für unsere Führungskräfte bei HDP. Alternativen zu den Kaffeegesprächen wurden ebenso gefunden wie zu allen Formen von Präsenzveranstaltungen.

Wichtig ist dabei, dass allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – vom neuen Beschäftigten in der Probezeit bis zur Führungskraft – stets bewusst und auch erlebbar ist, dass HDP nur durch Kommunikation und durch gegenseitige Achtsamkeit zu einer Einheit wird. Für HDP spielt dieser Aspekt der zwar meist online geführten, aber dennoch stets offenen Kommunikation eine zentrale Rolle.

Wie groß ist der Anteil Ihrer Beschäftigten, die während des ersten und zweiten Lockdowns vollständig oder überwiegend im Home-Office gearbeitet haben oder arbeiten?

HDP ist es gelungen, die Projektpläne, die angekündigten Termine und die Qualität der Software auch in Corona-Zeiten stabil zu halten. Darauf sind wir stolz, insbesondere deshalb, weil faktisch alle Mitarbeiter*innen im Homeoffice waren und noch sind: Die gesamte Softwareentwicklung, der komplette Kundenservice und unsere Verwaltung. Kurzum – 95 Prozent der HDP’ler arbeiten seit Mitte März 2020 täglich und erfolgreich im Homeoffice.

Vor Ort findet sich ausschließlich ein kleines Präsenzteam: Wenige Mitarbeiter*innen des internen Services, des Rechenzentrums und der inneren Verwaltung tragen Sorge für all die Dinge, für die eine physische Präsenz im HDP-Gebäude unerlässlich ist – von der Gebäudewartung bis zur Post, vom Betrieb des Rechenzentrums bis zur Security.

Sind Anwendungen wie Cusa und das Entwicklungs-Framework Geneva seit Beginn der Pandemie für Unfallversicherungsträger, die sich der SIGUV neu anschließen wollen, noch attraktiver geworden?

Ob in die Architektur der Lösungen, in die zugrunde liegende softwaretechnische Infrastruktur oder in die Offenheit investierte Überlegungen – alle zahlen sich gerade in herausfordernden Betriebsumgebungen aus. Die Branchenlösung Cusa gibt den Unfallversicherungsträgern vielfältige Möglichkeiten des Einsatzes, sowohl auf der Client- wie auch auf der Server-Seite. Zudem bietet sie eine Vielzahl von Möglichkeiten der Integration und Verteilung.

Freiheiten, die gerade in diesen Zeiten extrem wertvoll sind und deren Bedeutung zunehmend wächst. Cusa kann auch neuen SIGUV-Partnern diese Freiheiten geben.

Wie stark hat die Corona-Pandemie die Geschäftsentwicklung in Ihrem Unternehmen positiv oder negativ beeinflusst?

Unser Fokus liegt auf der Erschaffung von zielorientierten, innovativen und zugleich angemessenen Softwarelösungen für alle SIGUV-Partner. Die bestehenden fachlichen Anforderungen zu erfüllen und technische Einbindungen zu berücksichtigen sind für uns ebenso maßgeblich wie die Beobachtung künftiger technischer und fachlicher Entwicklungen.

Beständigkeit, Innovation und Zuverlässigkeit bei gleichzeitiger Zukunftsorientierung sind unsere Ziele. Die Entwicklungen rund um Corona haben uns alle nochmal vor Augen geführt, wie wichtig und richtig systematische und strukturierte Vorgehensweisen sind. Nur sie haben es uns ermöglicht, dass die Corona-Pandemie ein zwar wahrnehmbarer Bestandteil, aber nicht zum bestimmenden Element der HDP-Geschäftsentwicklung wurde.

Welche neuen Erfahrungen und Erkenntnisse nehmen Sie aus der Pandemie für die Zukunft mit?

Unter dem Eindruck der Pandemie hat sich ohne Zweifel vieles in der Zusammenarbeit geändert. Der Wechsel vom Kaffeeküchengespräch zum Webex-Meeting mag technisch einfach sein – für uns als nähe-orientierte, soziale Wesen ist diese Umstellung aber ein gewaltiger Schritt. Das war und ist für uns sicherlich die größte Änderung. Der persönliche, direkte Kontakt, das gemeinsame Lachen, aber auch das gemeinsame Aufregen – das alles fehlt uns und es wird auch noch einige Zeit dauern, bis wir uns hier umgestellt haben.

Die Pandemie hat uns aber wertvolle Impulse mitgegeben und neue Möglichkeiten aufgezeigt, die sich auch nach einer Normalisierung der Verhältnisse als fester Bestandteil der Arbeitswelt bei HDP wiederfinden werden:
Mitarbeiter*innen genießen die Zeiten der Fokussierung im Homeoeffice und schätzen die freie Gestaltung der Arbeitszeit wert. Virtuelle Besprechungen erlauben teils sehr zielorientierte und zeitlich klar abgegrenzte Meetings. Es hat sich gezeigt, dass viele mit Reiseaufwand und Reisezeit verknüpfte Präsenztermine ebenso und vielleicht sogar besser über Online- bzw. hybride Sitzungen realisiert werden können.

HDP hat in den letzten Monaten konsequent das Unternehmen auf die Bewältigung der Corona-Einschränkungen ausgerichtet: Von der Etablierung eines Pandemie-Stabs über die Schaffung technischer Voraussetzungen für ein sicheres Arbeiten unserer Mitarbeiter*innen im Homeoffice bis hin zu angepassten Kommunikationswegen. Ebenso konsequent wird HDP die geschilderten positiven Elemente und Erfahrungen aus der durch Onlinearbeit bestimmten Zeit mit „hinübernehmen“, wenn Gesellschaft und Unternehmen wieder zurückkehren in eine Zeit, in der SARS-Covid-19 nicht den Schwerpunkt in jedem Gespräch, in jedem Bericht und in jedem Interview darstellt (lacht).

Angaben zur Person:

Frank Pusch, 57, ist Geschäftsführer der HDP GmbH in Alzey.

  • Webcode: 21223358
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