Vom Captain zum Coach
Christian Müller hat sich dem Elektronischen Datenaustausch verschrieben. SIGUV-EDA ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Zum 10. Jubiläum denkt er aber auch weiter.
Eigentlich wollte Christian Müller „etwas mit Wirtschaft oder Sport“ machen, doch dann kam alles anders. Statt eines Betriebswirtschaftsstudiums absolvierte er eine Ausbildung zum Fachinformatiker und fing 2008 bei der damaligen BGDP an, die mit der BG ETE zur heutigen BG ETEM fusionierte. Als Entwickler im Web-Community-Bereich merkte er schnell: „Meine bisherige Ausbildung reicht nicht.“
Daher entschloss sich Müller zu einem berufsbegleitenden Fernstudium der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Wismar. Das erforderte Disziplin und Durchhaltevermögen, denn bis auf kurze Präsenzphasen vor den Klausuren war er mit Skripten und Büchern auf sich gestellt. Müller hielt durch und schloss das Studium 2014 mit dem Diplom ab. Es folgten weitere Fortbildungen. Jüngst hat er sich zum Projektleiter zertifizieren lassen und das DGUV Zertifizierungsprogramm für den Höheren Dienst absolviert.
Im Auftrag des Gesetzes
In der Zwischenzeit hatte sich auch in der BG-Welt einiges getan – Stichwort: Unfallversicherungsmodernisierungsgesetz. Das verlangte nicht nur die Fusion der bis dato 25 Berufsgenossenchaften zu dann neun verbliebenen Einheiten. Es schuf auch den Zwang zum Datenaustausch zwischen der Deutschen Rentenversicherung, die 2010 für die Betriebsprüfungen zuständig wurde, und den Unfallversicherungsträgern. „Und zwar in kurzer Zeit“, so Müller.
„Die elektronische Betriebsprüfung war damit das erste Verfahren, bei dem die Unfallversicherungsträger gezwungen waren – in einer vorgegebenen Frist und quasi ad hoc – Daten aus dem Kernsystem heraus, in einer bestimmten Qualität, elektronisch auszutauschen.“ Der Grundstein für den Shared Service SIGUV-EDA war gelegt.
„Ich bin in das Projekt eingestiegen, als Fast-Neuling war ich ja noch frei“, erinnert sich Müller an die ersten Schritte. Es galt, zahlreiche Partner in einem Prozess einzubinden. Das war zunächst nicht einfach, da bei den verschiedenen UV-Trägern unterschiedliche Fachprozesse aufgesetzt waren. „Heute haben alle Cusa“, stellt Müller nach 10 Jahren EDA erleichtert fest, „und doch bleibt es in Feinheiten differenziert.“ Wichtig sei: „Der Prozess ist gemeinsam definiert.“
Einmal für alle
Schnell hatten andere Berufsgenossenschaften Interesse an der EDA-Lösung. „Die BGHW hat als erste angefragt: Habt ihr schon was?" Später kam die BG Verkehr dazu, die sich trotz eines bereits bestehenden eigenen Systems anschloss. Und 2016 folgten die Unfallkassen, sodass heute alle Mitglieder der SIGUV-Gemeinschaft bei EDA an Bord sind.
Die Philosophie des Systems beschreibt Christian Müller so: „EDA ist die zentrale Daten- und Prozessautobahn in SIGUV. Über zentrale Eingangs- und Ausgangskanäle übernehmen wir die elektronische Kommunikation mit externen Institutionen bzw. Services und sorgen für eine möglichst medienbruchfreie Verarbeitung der Daten bis in die Fachsysteme.“
Vorteile dieser Lösung seien u. a. die Umsetzung einheitlicher Sicherheitsstandards, Änderungen nur an einer Stelle, Transformation in internes Datenformat und einheitliche Schnittstellen.
Arbeit mit Menschen
Christian Müller sagt von sich selbst: „Ich bin kein geborener Programmierer. Entwickeln macht mir Spaß, aber ich habe keinen so extremen Zugang dazu wie manch anderer.“ Er sieht seine Stärken mehr in der Gestaltung, in der Digitalisierung von Prozessen, im Aufbau einer Architektur und in der Arbeit mit Menschen. So ist er Stück für Stück in eine Leitungsfunktion gerutscht.
Schon ohne Amt und Weisungsbefugnis fühlte er sich wie „der Kapitän einer Fußballmannnschaft“. Seit Anfang des Jahres ist Müller nun auch offiziell Teamleiter. Das macht er mit Leidenschaft: „Ich fühle mich als Coach, der das Team mit ihren Stärken als Leiter des etablierten Shared Services der BG ETEM zielgerichtet einsetzt und weiterentwickelt “, sagt der verheiratete Vater von zwei Kindern.
Innovationen im Blick
Dazu gehört auch der Blick nach vorn. „Wir bieten stabilie Lösungen an, aber wir wollen auch Innovationsmotor sein.“ Die Mitglieder des Teams haben neue Technologien immer im Blick. Sie beschäftigen sich mit Künstlicher Intelligenz, Containerbasierten Clustern, Suchmaschinen, API-Management und anderen Themen.
Das hat Konsequenzen auch für die eigenen Produkte: „Nach zehn erfolgreichen Jahren Shared Service EDA möchten wir unsere EDA-Architektur neu denken. Sie soll u.a. eine noch höhere Flexibilität und Offenheit in der Zusammenarbeit mit anderen Anwendungssystemen wie Cusa Solutions oder die SIGUV Web-Community bieten. Ziel sei es, sich auf die anstehenden Herausforderungen der Digitalisierung unter anderem im Zuge des Onlinezugangsgesetzes vorzubereiten.“
Auch nach 10 Jahren SIGUV-EDA bleibt es spannend. Christian Müller hat weiter Spaß an neuen Herausforderungen und der Kooperation mit den anderen SIGUV-Partnern. „Manchmal fühle ich mich wie in einem Start-up, das weiter wächst.“
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