SIGUV und KI: Wichtig ist, was dabei herauskommt

Künstliche Intelligenz (KI) bietet Raum für Spekulationen und Zukunftsszenarien. Die einen sehen darin ungeahnte Chancen. Für die anderen stehen eher dystopische Schrecken von der Machtergreifung der Maschinen im Vordergrund – der Terminator lässt grüßen. Eines steht jedoch fest: Künstliche Intelligenz kann Menschen schon heute die Arbeit erleichtern.

Die SIGUV und ihr Software-Partner HDP GmbH sehen für die gesetzliche Unfallversicherung reichlich Potenzial, mittels kluger KI-Technologien Maßstäbe für eine intelligente Branchensoftware von Morgen zu setzen. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was bringt KI für unsere tägliche Arbeit?

Ein interdisziplinäres Team aus KI-Experten, System-Developern, Trainern und Fachexperten hat dazu im Rahmen eines Exposés Einsatzgebiete abgesteckt, Verfahren erprobt, Umsetzungen getestet und konsequent die Weiterentwicklung von Cusa zur KI-unterstützten Branchenlösung vorangetrieben. Dabei hat das Team unterschiedliche Anwendungsgebiete identifiziert.

Eingaben automatisieren

Im Bereich Reha und Leistung (RuL) besteht Potenzial zur automatisierten Übernahme von Diagnosen in neu angelegte Leistungsfälle. Bislang müssen diese von den jeweiligen Sachbearbeiter/innen von Hand übertragen werden. Auch die Prüfung möglicher Doubletten bei den Datensätzen könnte die KI übernehmen.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit sieht das Team beim Erstellen einer Zielprognose über die mögliche Dauer der Erkrankung. Die wird derzeit entweder individuell geschätzt oder auf Basis der auf den Tübinger Unfallchirurgen Siegfried Weller zurückgehenden Weller-Tabelle automatisch bestimmt.

Hier könnte ein lernendes System anhand bisheriger Prognosen bzw. effektiver Krankheitsdauern dem Sachbearbeiter einen Vorschlag anbieten. Um entsprechende Referenzdaten zu schaffen, sind bislang 190.000 Datensätze mit Informationen zu Vorerkrankungen und Komplikationen erzeugt worden

Darüber hinaus kann KI beim Erkennen möglicher Regressfälle die aufwändigen Prüfungen durch die Sachbearbeitung über datenbasierte und lernende Systeme unterstützen. Das System lernt dabei aus manuell identifizierten Regressfällen der Vergangenheit und wird so mit der Zeit immer besser.

Prävention

Bis zu zehn interessante KI-Usecases identifizierten Experten im Bereich Prävention. Diese finden sich einerseits bei den Mitarbeitern, die mit Cusa-Prävention arbeiten, andererseits aber auch bei den Gutachtern, die im Auftrag ihrer Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse Betriebe inspizieren.

• KI-Lösungen könnten sie z. B. mit einer Spracheingabe oder einem Sprachassistenten beim Erstellung ihrer Berichte unterstützen.
• Bilderkennungssysteme oder Augmented-Reality-Lösungen können dabei helfen, Gefahrenquellen zu finden.
• Auch zur Reisevorbereitung kann KI dienlich sein: Welche Betriebe werden für eine Besichtigung ausgewählt? Welche Route ist hierfür die geeignetste?
• Bei der Arbeit mit Cusa-Prävention kann KI z. B. die Einstufung in eine Gefahrklasse unterstützen. Die entscheidet letztlich über die Höhe der Beiträge, die ein Unternehmen an die Unfallversicherung zahlen muss.

Blick in die Zukunft

Das Team arbeitet weiter an effizienten Lösungen und den bislang offenen Fragen:

• Welche Versprechen in die Zukunft sind haltbar?
• Wird eine KI-unterstützte Versicherungssoftware wirklich einfacher zu verwalten, schneller zu konfigurieren und zuverlässiger zu schützen sein?
• Kann eine KI-Unterstützung das Risiko von Bedienfehlern senken?
• Wie können künftige Prozesse mittels KI optimiert werden?
• Wie kann die Nutzererfahrung zu einem echten Erfolgsfaktor werden?