Starkes Fundament für neue Services
Neue Tools sollen künftig eine umfassende Kommunikation zwischen den Unfallversicherungsträgern und ihren Versicherten ermöglichen. Der fachliche Framework für die erweiterten Services heißt uvc.Reha.
Vor zwei Jahren ging es los: Ende 2019 starteten die Unfallkasse Hessen (UKH) und die SIGUV Web-Community ein Portal mit einem umfangreichen Portfolio an Online-Diensten – sogenannte Versichertenservices für die Versicherten der gesetzlichen Unfallversicherung. Ziel des Projekts war es, die wichtigsten Dokumente im Schriftverkehr mit den Versicherten auch elektronisch anzubieten und damit die Korrespondenz gezielter, schneller und effektiver zu machen. Technologische Basis der neu entwickelten Services ist die Framework-Plattform UVC.AdHoc. Die Services der UKH sind seit Oktober 2020 online.
Schon während der Umsetzung dieses Pilotprojekts zeigte sich, dass UVC.AdHoc nur einen Teil der zur Verfügung stehenden Daten und Informationen auch tatsächlich nutzerorientiert bereitstellen kann. Die Vertragspartner stellten deshalb gemeinsam fest, dass die technologische Basis für die Versichertenservices neu gegründet werden muss. Mit dem neuen Framework sollte es möglich sein,
- eine umfassende und auf Wunsch langfristige elektronische Kommunikation zwischen den Unfallversicherungsträgern und den Versicherten aufzubauen (einschließlich „unstrukturierter“ Informationen)
- individuelle Messengerdienste zu integrieren, die sich am Profil der versicherten Person bzw. am Status des Versicherungsfalls orientieren,
- jede Art von Endgerät – auch mobil – optimal zu unterstützen,
- Komponenten der Künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lesens zu integrieren, um Texte und Bilder schon im Moment ihres Eingangs analysieren und zielgerichtet zuordnen zu können.
uvc.Reha
Das Ergebns der zwischen Frühjahr 2020 und Sommer 2021 entwickelten neuen Lösung war die Framework-Plattform uvc.Reha. Die Anforderungen, die im Vorfeld an die neue Plattform gestellt wurden, waren erheblich. So sollen künftig auch Nutzergruppen, die sich selbstverständlich in der Welt der sozialen Medien bewegen, die Möglichkeit haben, unstrukturierte Fragestellungen, Daten und Informationen in Form von Text, Bild, Video oder Ton an die Unfallversicherungsträger zu senden.
Weitere Forderungen:
- Das Benutzererlebnis für die Versicherten muss so komfortabel wie möglich sein. Aus Sicht der SIGUV Web-Community bedeutet dies: Es muss eine HTML-/Javascript-Anwendungsoberfläche angeboten werden, die dem Ansatz „Mobile first“ folgt. Zudem müssen aus dem Framework heraus alle Online-Services auch als externe Webservices vollständig dokumentiert angeboten werden, um eine App-Entwickung durch externe Dienstleister oder Agenturen zu ermöglichen.
- Die neuen Versichertenservices müssen sich als eigenständiger Service mit standardisierten Schnitstellen nach außen darstellen, der zudem problemlos in eine vorhandene Kernsystem-Architektur integriert werden kann.
- Im Bereich der Backend-Kommunikation soll konsequent auf den bereits heute verfügbaren Umfang an Cusa-Webservices zurückgegriffen werden, um das Versichertenportal mit den Daten zu den Versicherungsfällen zu versorgen.
- Das UV-Serviceportal des Spitzenverbands der gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) veröffentlicht die Dienste des Leistungskatalogs gemäß des Onlinezugangsgesetzes (OZG) nach außen veröffentlicht. uvc.Reha versetzt die Unfallversicherungsträger der SIGUV Interessengemeinschaft in die Lage, Weiterleitungen im UV-Serviceportal einzurichten, um die Benutzer im eigenen Versichertenportal mit den Services zu bedienen. Für die Unfallversicherungsträger ergeben sich daraus erhebliche Vorteile, weil eingehende Daten medienbruchfrei verarbeitet werden können, vor allem jedoch weil dem Benutzer weitere, individuelle Serviceangebote unterbreitet werden können.
Erstes Release im November veröffentlicht
uvc.Reha basiert auf der Programmiersprache Python-3. Diese Sprache hat sich – in Verbindung mit Javascript – weltweit zu einer der führenden Entwicklungsumgebungen für Webapplikationen und Data-Science Anwendungen entwickelt. Die Komponentenarchitektur setzt auf etablierte Standardlösungen des Open-Source Softwaremarktes wie SQLAlchemy für die Datenbankintegraion und Pydantic für die Implementierung der Datenmodelle.
Die Version 1.0 von uvc.Reha wurde am 18.11.2021 veröffentlicht. Noch im September 2021 begann der Technik-Dienstleister der SIGUV, novareto GmbH, mit der Aus- und Weiterbildung von internen Entwicklern der SIGUV Web- Community. In einem ersten Schritt sollen zu Beginn des kommenden Jahres alle Online-Dienste des UV-Servicekatalogs, die sich aus der Umsetzung des Onlinezugangsgesetz (OZG) ergeben, über die eigenen Extranet-Portale der SIGUV-UV-Träger angeboten werden.
Mit der SIGUV Web-Community wird sowohl auf standardisierte Methoden und Verfahren bei der Softwareentwicklung als auch auf eine hohe Eigenleistungstiefe der UV-Träger bei der Digitalisierung der Geschäftsprozesse gesetzt. Darin spiegelt sich die Überzeugung wider, dass gute Digitalisierung kein Produkt und keine Dienstleistung ist, die man einkaufen kann. Ausgezeichnete und tiefgründige Prozesskenntnisse werden als Voraussetzung für zielgerichtete digitale Angebote angesehen.
Fazit
Mit uvc.Reha werden alle Voraussetzungen geschaffen, um SIGUV-eigene leichtgewichtige Online-Dienste zu entwickeln und anzubieten, die dem OZG-Leistungskatalog entsprechen. Zudem wird eine medienbruchfreie Weiterverarbeitung sichergestellt.
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